Chronische Schmerzen
In der Medizin gelten chronische Schmerzen als unheilbare Schmerzen. Wir haben eine andere Betrachtungsweise auf diesen Begriff. Aus unserer Sicht bestehen chronische Schmerzen sehr lange – Monate, Jahre und manchmal Jahrzehnte.
Sicher ist, dass sie ohne eine adäquate Behandlung fortbestehen werden. Genauso sicher ist, dass sie mit der richtigen Behandlung reduzierbar und heilbar sind. Aus klinischen Studien am Bewegungsapparat weiß man, dass myofasziale Triggerpunkte sich ausbreiten und sogenannte Satelliten ausbilden können. Das bedeutet, wenn ein Schmerzmuster lange genug besteht, entstehen im Übertragungsgebiet weitere Triggerpunkte.
Ganze Muskelgruppen können schließlich betroffen sein, sodass aus einem anfänglich begrenzten Problem mit nur einem aktiven Triggerpunkt ganze Verkettungen mit myofaszialen Triggerpunkten entstehen. Es entwickelt sich ein komplexes myofasziales Schmerzsyndrom, das einen langen Leidensweg nach sich zieht. Durch bildgebende Verfahren lassen sich die Ursachen nicht identifizieren.
Wenn Sie nicht manuell (d. h. mit den Händen) gründlich untersucht werden, wenn Ihr behandelnder Arzt nicht über das myofasziale Schmerzsyndrom und die daraus folgenden Beschwerdebilder informiert ist, werden oftmals psychosomatische Ursachen für Ihre Beschwerden genannt – eine Fehldiagnose, die den Leidensweg unnötigerweise verlängert.
Oft fühlt man sich als Betroffener unverstanden. Intuitiv spürt man, dass die Muskulatur an manchen Stellen unnatürlich hart und verkürzt ist. Klassische Massagen oder Bewegungsübungen zeigen kaum oder nur kurzfristig Wirkung, und ein Kreislauf von Schonhaltungen, Ausweichmechanismen und Vermeidungsstrategien beginnt, der das Problem weiter zuspitzt. Der erste Schritt aus diesem Teufelskreis ist eine Untersuchung und eine kompetent ausgeführte myofasziale Triggerpunkttherapie.
Selbst wenn Ihre Beschwerden über Jahre bestehen, ist eine baldige Reduktion möglich. Oft spürt man bereits während der ersten Behandlung, dass die richtigen Stellen am Körper bearbeitet werden. Unterstützend führen Sie ein Selbstbehandlungsprogramm durch, und erleben bald, dass ein Leben ohne Schmerzen möglich ist.
Hier sind einige Beispiele, die von myofaszialen Triggerpunkten herrühren können:
- Kopfschmerzen
- Schulterschmerzen, Schultersteife, Frozen Shoulder
- Pseudoherzschmerzen, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust
- Nackenschmerzen
- Rückenschmerzen
- Hüft- und Gesäßschmerzen
- Leistenschmerzen
- Pseudoischiasschmerzen
- Knieschmerzen
- Sprunggelenks- und Fußschmerzen
- Kribbeln und Taubheitsgefühle in Händen und Füßen
Kiefer- und Zahnschmerzen
Zahn-, Gaumen- und Kieferschmerzen können ohne einen zahnärztlichen Befund auftreten und auf ein myofasziales Triggerpunktgeschehen hindeuten.
Dazu gehören auch Phänomene wie Zungen- und Schleimhautbrennen, ein Kloßgefühl im Hals, Geschmacksirritationen, Tinnitus und Augentränen.
Eine eingeschränkte Mundöffnung in Verbindung mit Stirn- und Schläfenkopfschmerzen und/oder knackende Kiefergelenke sind deutliche Hinweise auf eine craniomandibuläre Dysfunktion und ein aktives myofasziales Problem, das seinen Ursprung in Triggerpunkten der Nacken-, Hals- und Kiefermuskulatur hat.
Um bei diesen Beschwerden nachhaltig helfen zu können, müssen neben der Beseitigung der okklusalen Störungen und der Verordnung einer speziellen Schiene die myofaszialen Triggerpunkte deaktiviert werden. Ihr Zahnarzt darf Ihnen eine Verordnung über manuelle Therapie und Naturmoorpackung ausstellen und Sie damit zu uns überweisen.
Die Naturmoorpackung erwärmt die Muskulatur, reduziert die muskuläre Anspannung und bereitet die betroffene Muskulatur auf die manuelle Behandlung vor. Mit gezielten Techniken werden die Triggerpunkte deaktiviert.
Sie verspüren bereits nach wenigen Anwendungen eine deutliche Reduktion Ihrer Beschwerden.
Augenbeschwerden
Myofasziale Triggerpunkte im M. sternocleidomastoideus können neben Schmerzen auch Begleiterscheinungen im Auge hervorrufen wie starke Tränensekretion, Rötung der Bindehäute und reaktive Sehstörungen wie verschwommenes Sehen oder gelegentlich auch Doppelsehen und eine verminderte Helligkeitswahrnehmung.
Ist der M. splenius cervicis betroffen, kann sich ein Druck bzw. Schmerz hinter dem Auge manifestieren.
Treten diese Symptome ohne einen relevanten augenärztlichen Befund auf, muss von einem myofaszialen Schmerzsyndrom ausgegangen werden.
Patienten mit diesen Beschwerden benötigen eine manuelle Deaktivierung der myofaszialen Triggerpunkte.
Fibromyalgie
Die Fibromyalgie und das myofasziale Schmerzsyndrom sind zwei völlig unterschiedliche Erkrankungen.
Allerdings ähneln sie sich und können leicht miteinander verwechselt werden.
In beiden Fällen bestehen druckschmerzhafte Punkte am Körper. Bei der Fibromyalgie werden sie als Tender Points bezeichnet und sind generalisiert, d. h. über den ganzen Körper verteilt. Leichter Druck oder Berührung genügen, um relativ starke lokale Schmerzen auszulösen.
Das myofasziale Schmerzsyndrom ist eher auf einen Körperabschnitt begrenzt. Es kann sich aber in chronischen Fällen mit vielen myofaszialen Verkettungen über den ganzen Körper ausbreiten.
Oftmals bestehen beide Erkrankungen nebeneinander. Laut Studien wurden bei
68 – 100 % aller Fibromyalgiepatienten gleichzeitig myofasziale Triggerpunkte festgestellt.
Entscheidend ist, dass die Triggerpunkttherapie in der Lage ist, Schmerzzustände zu lindern. In diesen Fällen wird die Behandlungsintensität reduziert und an die Belastbarkeit der Fibromyalgiepatienten angepasst.
Werden myofasziale Triggerpunkte fachgerecht deaktiviert, kann den Betroffenen ein wesentlicher Teil ihrer Schmerzen genommen werden.
Zur Veranschaulichung sind die wichtigsten Unterscheidungskriterien in der Tabelle aufgeführt.
Besondere Beschwerden
Einige von Triggerpunkten befallene Muskeln im Bereich der Hals- und Nackenmuskulatur können sich negativ auf bestimmte Rezeptoren auswirken. Dadurch wird die Raumwahrnehmung gestört, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen können entstehen. Der Patient schwankt beim normalen Gehen.
Häufig ist in solchen Fällen der M. sternocleidomastiodeus betroffen und erzeugt zusätzlich Schmerzen im Gesicht, der Stirn und dem Hinterkopf.
Myofasziale Triggerpunkte im inneren Rand des sternalen
Anteils des M. sternocleidomastoideus übertragen Schmerzen beim Schlucken zum Rachen.
Einseitige Minderung der Hörfähigkeit und Ohrgeräusche wie Tinnitus, Rauschen oder belegte Ohren können Begleiterscheinungen von Triggerpunkten
des M. sternocleidomastiodeus sein. Aber auch von der tiefen Schicht des M. masseter, des M. trapezius und der Suboccipitalmuskulatur ausgehen.
Morgendliche Schwellung der Hände, Missempfindungen in den Fingern und eine verminderte Kraft können eine Folge von myofaszialen Triggerpunkten im vorderen Halsbereich (Mm. scalenii) sein.
Sollten Ihnen die oben genannten Beschwerden bekannt sein, benötigen Sie eine manuelle Deaktivierung der myofaszialen Triggerpunkte.
Innere Organe
Myofasziale Triggerpunkte können auch im Bereich der Bauchmuskulatur entstehen. Sie sind in der Lage, Bauchschmerzen und Organstörungen hervorzurufen und somit Erkrankungen innerer Organe vorzutäuschen.
Lang andauernde Organerkrankungen können im Gegenzug reflektorische Triggerpunkte in der Bauchmuskulatur aktivieren und lange, nachdem sich der Patient von der Grunderkrankung erholt hat, Schmerzen und andere Symptome aufrechterhalten.
Zu diesen Symptomen zählen Druckgefühl, Blähungen, Sodbrennen, Erbrechen und Durchfall.
Myofasziale Triggerpunkte können nicht zuletzt ein Gallenblasenleiden vortäuschen und eine Pseudoappendizitis.
Hinweise auf solche Beschwerden sind eine paradoxe Atmung, ein aufgeblähter Bauch und schmerzen bei vertiefter Einatmung (gelegentlich auch quer über den Rücken).
Harnwegssymptome wie Schmerzen der Harnblase und Restharnbildung können ebenfalls durch myofasziale Triggerpunkte in der Bauchmuskulatur ausgelöst werden.
myofasziale Schmerzsyndrom | Fibromyalgie |
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Bezeichnung: | Bezeichnung: |
Triggerpunkte, starker Druck erzeugt typischen Schmerz | Tender Points, schwacher Druck genügt, um Schmerz auszulösen |
häufig übertragener Schmerz in andere Körperregionen | eher lokaler Schmerz |
lokale Verhärtungen in der Muskulatur | generalisierte Druckempfindlichkeit |
Bewegungen eher eingeschränkt | Eher überbeweglich mit dem subjektiven Gefühl der Steifheit |
Männer und Frauen gleich häufig betroffen | deutlich mehr Frauen als Männer betroffen |
Kopfschmerzen
Migräne
Mehrere Faktoren spielen bei der Migräne eine entscheidende Rolle. Vaskuläre, allergische, hormonelle und vertebrogene Faktoren kommen zusammen und lösen ein komplexes Krankheitsbild aus.
Bekannt ist, dass die unkomplizierte Migräne, d. h. ohne Aura, eine myofasziale bzw. myogene Komponente aufweist. Es ist noch nicht ganz geklärt, ob die Muskulatur als primäre Ursache anzusehen ist, aber unstrittig ist, dass ein Großteil der Betroffenen von einer myofaszialen Triggerpunkttherapie profitiert – in dem Sinne, dass Schmerzen reduziert und/oder vollständig behoben/eliminiert werden können.
Spannungskopfschmerz
Spannungskopfschmerzen werden oftmals als Druck oder Pulsation beschrieben. Sie können stunden- bis tagelang anhalten oder regelmäßig wiederkommen und sind auf eine anhaltende Kontraktion (Anspannung) der Hals-, Nacken- und Schädelmuskulatur zurückzuführen.
Der Schmerz kann sich tief, drückend und/oder einengend anfühlen, und die Schmerz verursachende Muskulatur reagiert sehr empfindlich auf Druck. Die Wahrscheinlichkeit, dass myofasziale Triggerpunkte zu Spannungskopfschmerzen führen, ist sehr hoch.
Werden die verantwortlichen Triggerpunkte erkannt und aufgelöst, und wird der Patient dazu angeleitet, sich selbstständig und regelmäßig zu behandeln kann einer Chronifizierung entgegengewirkt werden.
Cluster-Kopfschmerzen
Sie können anfallsweise auftreten, einseitig sein und zwischen Minuten und Stunden anhalten. Assoziierte Symptome können auftreten. In der Forschung vermutet man, dass das autonome System, craniale Arterien, biochemische Transmitter, Hormone, Schlaf- und nervöse Mechanismen zur Entstehung beitragen.
Myofasziale Triggerpunkte können eine Rolle spielen und Schmerz verstärkend sein. Ihre Auflösung und Deaktivierung reduziert die Anfallshäufigkeit und Intensität.